Noch nie vom Pubertier gehört?
Klingt fremdartig, mutiert und irgendwie unberechenbar?!? Jaaah, die Richtung stimmt!
Das Pubertier ist kein Mythos – keine Legende. Ich weiß das! Denn Eins davon wohnt bei mir! Ich möchte euch heute von meinem Pubertier erzählen – vielleicht kommt es euch ja bekannt vor?
Für mich ist es das Größte am Wochenende, gleich nach dem Aufstehen, vom Bett auf die Matte zu verschwinden und dort den Tag mit genüsslichen Pranayamas und Asanas zu beginnen. So auch letzten Sonntag und als ich gerade für die Endentspannung die Augen schließe und gefühlt einige Zentimeter über dem Boden schwebe, wacht das Pubertier mitsamt seiner Musik auf. Shakira´s „Wherever Whenever“ beschallt mein Shavasana, die heilige Endentspannung, und ich atme die Musik aus, atme sie ein – und atme sie wieder aus – lasse sie vorbei strömen, bleibe ganz bei mir und auf meiner Matte und… NEIN! So einfach ist es leider auch für eine Yogini nicht. Mein Adrenalinspiegel steigt ungefähr im gleichen Maße, wie meine Halsschlagader anschwillt. Nämlich gewaltig!
Trotzdem versuche ich das Beste daraus zu machen und den verkorksten Yoga-Abschluss noch einigermaßen würdig zu beenden; doch ein dreimaliges OM zum Ende, will einfach nicht zu Beyonce´s „Halo“ passen. Ich folge der Musik und finde das Pubertier (es ist weiblich) bei ihrer morgendlichen Dusche im Badezimmer, zu der sie selbstverständlich Handy und Lautsprecher mitgenommen hat.
Ich teile ihr freundlich, aber bestimmt mit, dass während meiner Yogapraxis bestimmte Musik störend ist und sie doch bitte darauf achten möge. So wie schon mehrmals erwähnt! Meine Halsschlagader will einfach nicht abschwillen. Das Pubertier schaut mich entgeistert an und zieht die dunkel gefärbten Augenbrauen zueinander:
„Was kann ich dafür, wenn ich duschen muss?“
Das ist natürlich ein entwaffnendes Argument und bevor ich aus meiner Verblüffung aufgewacht bin, hat sie sich auch schon wieder wichtigen Textnachrichten auf dem Handy zugewandt. Wie heißt es auf unserer Homepage so schön? Es gibt nur einen Weg! Meinen?
So ein Pubertier in seiner Hochphase ist genaugenommen allein auf der Welt und mit ihr unter einem Dach zu leben, sollte eine Ehre sein und… wieder NEIN! Soviel Verständnis kann nicht sein und wenn es nicht so dreist wäre, ist es eigentlich nur unglaublich witzig und wahrscheinlich nichts anderes, als mit mir damals vor 25 Jahren.
Tja, wie sollen wir mit diesem Hormonwunder von wachsendem Kind umgehen? Auf laute Diskussionen einlassen? Die in Machtkämpfen enden? Oder mit yogischer Gelassenheit diese Phase hinnehmen, darauf hoffen dass sie schnell vorüber geht und schauen, dass die dreisten Aktionen nicht über Hand nehmen?
Das muss wohl jeder für sich, situativ und individuell entscheiden. Ihr habt bestimmt andere Erfahrungen mit den Heranwachsenden gemacht! Jedes Pubertier ist anders und es gibt keine Patenrezepte! Ich möchte auch gar keinen Ratgeber schreiben, sondern euch vielmehr mit kleinen, meist amüsanten Geschichten aus meinem Familienalltag unterhalten.
Ich fahre ganz gut damit, ein Gleichgewicht zwischen strenger und gleichmütiger Aufmerksamkeit dem „Kind“ gegenüber herzustellen. Und spätestens wenn sie mit Bauchschmerzen nicht in den Schlaf findet und zu uns ins Bett krabbelt und sich an mich kuschelt ist es wieder so, wie damals vor 15 Jahren, als dieses kleine unschuldige Etwas in meinen Armen lag.
Nun denn, diese Zeiten sind vorbei, da mache ich mir gar nichts vor und mir bleibt nichts weiter übrig, als staunend dem Wandel der Zeit zuzuschauen! Ganz deutlich in Form meiner Tochter!
Es ist spannend, lehrreich (ich sag nur Umgang mit Emotionen!) und meistens, vor allem im nach hinein, wenn die Halsschlagader wieder auf ihr natürliches Volumen geschrumpft ist, ziemlich witzig.
Freut euch auf „die erste Geburtstagsparty ohne Eltern“ und was sonst noch vor uns liegt…Steigerungen sind möglich… (waren wir nicht alle mal Pubertiere und erahnen, was da noch kommen kann…? 😉
In diesem Sinne, es ist und bleibt spannend! Und lehrreich, wenn man in der Lage ist, von der Tellermitte wegzutreten und hinzuschauen,
bis bald, Eure Daniela
Schönes Lernfeld, würde jetzt eine sehr gute Freundin mir sagen 😉
Lieber Frank, wer auch immer Deine Freundin ist, sie hat Recht! Unser Kinder und manchmal auch die der anderen, halten uns einen klaren Spiegel vor die Nase. Wie schön!