OPPA JUPP UND DER NIKOLAUS

Oppa, was wünschst Du Dir zu Weihnachten?

Ein Herzchen voll Liebe, die Augen voll Licht, das will ich haben, mehr brauche ich nicht!

Keine Kekse??!!!

DOCH!!! Und ene Kartojng Engelsaugen!!

Und so trug es sich zu, dass ich in der Vorweihnachtszeit dem immer gleichen Ritual folgend, Blech um Blech Engelsaugen für Oppa Jupp in den Ofen schob, bis eine große Kiste prall gefüllt darauf wartete, feierlich übergeben zu werden. Engelsaugen sind besondere Kekse. Magische Kekse, die aus der Schwiegerfamilie über viele Generation tradiert, ihren Weg zu uns und zu mir als Hüterin der Backtradition fanden. Nach freudestrahlendem Überreichen der schweren Kiste – wog sie weniger als zwei Kilo gab´s ein enttäuschtes Gesicht – wurde Oppa Jupp Hüter des Keksschatzes, verstaute diesen sorgsam auf dem Vertiko in seinem Schlafzimmer, um jeden Keks feierlich zu holen und auch unter besonderen Umständen mit ihm lieben Menschen zu teilen. Jeder kannte den Wert dieser Kiste und jeder war sich der besonderen Gunst bewusst, wenn Oppa Jupp ein Engelsauge teilte.

Weihnachtszeit ist Oppa Jupp Zeit. Jedes Jahr und immer wieder. Auch wenn es seine physische Anwesenheit nicht mehr gibt, sein Geist, seine Seele begleiten mich tagein tagaus, war er einfach der mich vielleicht am meisten prägende Mensch in meinem Leben. (Danke Universum!!! Mir ist viel Elend erspart geblieben ;-)) Die Erinnerungen, die sind oft sehr lebendig.

Oppa Jupp hatte an Hl. Abend morgen die ehrenwerte Aufgabe den Baum zu schmücken…aber das ist eine andere Geschichte…die muss bis zum nächsten Jahr warten. Ich wollte die Nikolausgeschichte mit Euch teilen.  

Also! Im katholisch geprägten Rheinland war Nikolaus ne große Nummer. Nicht nur schön, sondern tatsächlich auch mit einer gewissen Angst besetzt, denn der Nikolaus brachte seinen Gefährten mit, Knecht Rupprecht, der war ganz schwarz, rasselte mit schweren Ketten und hatte einen Sack, in den die Kinder kamen, die übers Jahr nicht brav gewesen waren. Auch diese Geschichte, schwarzer Pädagogik ist eine andere und wird ein andermal erzählt.

Tradition war es, dass ich, wie so ziemlich alle Kinder, am Nikolausvorabend einen Teller und ein Stiefelchen aufstellte, die der Nikolaus über Nacht mit Apfelsinen, Mandarinen, Nüssen, Süßigkeiten und einem kleinen Spielzeug füllte. Ich erinnere mich noch genau an das aufstellen vom Teller , an die verzauberte Stimmung – ich hatte einen kleinen Suppenteller mit Huhn und Kükenbemalung am Grund, der mich immer dazu veranlasste, so viel zu essen, bis diese sichtbar wurden…. Auch an jenem Abend – ich mag so fünf – sechs Jahre alt gewesen sein. Da stellte ich meinen kleinen Teller auf dem Küchentisch auf, das Stiefelchen auf dem Boden daneben, als Oppa Jupp aus dem Keller herauf polterte und neben meinem Tellerchen eine Zinkwanne deponierte.

Kein Tellerchen, keine Schüssel – nein, ein Zinkwanne mit mindestens 80 Liter Fassungsvermögen… Mir fielen die Augen fast aus dem Kopf.

Um anschließend neben meinem winzigen Stiefel, der eher ein halbhoher Schuh war, seinen riesigen Gartenwintergummistiefel  – Größe 44 – zu platzieren. Meine Augen wollten nicht wieder zurück in ihre kuscheligen Höhlen. Fassungslos stand ich daneben, als Oppa Jupp sagte: Mal sehen, was der Nikolaus mir bringt. Oppa Jupps Grinsen, von einem Ohr zum anderen, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wahrnehmen.

Ansonsten nicht auf den Mund gefallen, blieb mir an dieser Stelle die Luft und damit auch die Sprache weg. Die hatte sich zwischen Huhn und Küken gebettet… Ich war still empört und bebte innerlich, was ein einschlafen unmöglich machte. Nachdem es im Haus still wurde und alle sich in ihre Betten verzogen hatten, stand ich das erste Mal auf, um zu gucken, ob ich den Nikolaus erwischte, um meiner Empörung über diese dreiste Maßlosigkeit Luft zu machen. Der war allerdings noch nicht da! Und auch die nächsten gefühlt 20 Male war er noch nicht da…klar, der hatte ja auch ne Menge zu tun… In meiner Erinnerung habe ich in dieser bedeutungsschwangeren Nacht kein Auge zu getan, so aufgeregt, so empört, wartete ich verzweifelt darauf, den heiligen Mann im roten Gewand zu erwischen.

Irgendwie muss ich dann doch geschlafen haben, denn als ich im Morgengrauen um die Ecke in die Küche schoss, erkannte ich gleich im Dämmerlicht, dass Teller und Zinkwanne prall gefüllt waren, aus Schuh und Stiefel ragte hoch etwas raus. Rumms, haute ich die Lichter an, überschaute mit einem Blick, was der Nikolaus gebracht hatte, brüllte aufgeregt durchs ganze Haus, dass der Nikolaus da gewesen ist. Oppa Jupp kam im gestreiften Pyjama, Omma Mary in Nachthemd und Strickjacke… Mein Tellerchen, mein Schuh, waren bunt gefüllt wie immer, Oppa Jupps Zinkwanne war hoch gefüllt mit Kohlen und Briketts, aus seinem Stiefel ragte ein große Rute, an der ein winziger Schokoladennikolaus neben einem Flachmann mit Korn hing (nicht dass ich mich erinnere Oppa Jupp jemals Korn trinken zu sehen…) und Oma Mary sagte zu Oppa Jupp:

Siehste Jupp! Ich hab Dir gesagt, dass Du nicht so gierig sein sollst. Das haste nun davon.

Und so war ich glücklich, hatte nebenbei die Lektion über die Auswirkungen von Gier gelernt, die selten Gutes bringt. Es ging nicht um falsche Bescheidenheit, sondern um das rechte Maß.

Auch heute noch an all die liebevollen Lektionen denkend, sitze ich hier und bin unendlich dankbar für diese wertvollen Menschen, die meine Kindheit begleitet haben. Danke Oppa Jupp, danke Omma Mary!

LEBEN MIT DEM MUTTERTIER

OPENMINDYOGA Blog Hamburg, Yoga, Yogatherapie, Entspannung, Meditation

Liebes Muttertier,

Du hast schon einige tolle Geschichten von mir aus deiner Sicht erzählt oder gepostet, aber jetzt bin ich dran.

Mama? Wegen deinen Erziehungen musst du dir schon mal keine Sorgen machen, denn du hast mich sehr gut erzogen.

Ich finde es gut, dass ich nur bei Ausnahmen länger draußen bleiben darf oder mich jemand nachhause begleiten soll, wenn es besonders spät wird, auch wenn es manchmal nervt, vor allem wenn meine Freunde länger draußen bleiben dürfen.

Dass du immer wissen willst, wo ich bin, finde ich auch gut, für den Fall, dass mir was passieren würde, aber dass du da immer anrufen willst ist echt mega nervig! Weil, ich sag dir ja eigentlich immer – fast immer –  meistens -die Wahrheit.

Ich bin froh, dass ich so offen mit dir über Partys und andere Sachen reden kann, auch wenn ich manchmal gar keine Lust habe, über bestimmte Sachen zu reden, z.B. über mein „Liebesleben“!

Dann gibt es noch diese Geschichte mit dem Abwaschen…ich weiß du hast dir gewünscht das ich z.B. einen Monat oder eine Woche lang abwasche, diesen Wunsch würde ich dir liebend gerne erfüllen, aber leider muss ich dich trotzdem enttäuschen, denn ich schätze dieser Wunsch wird nicht in Erfüllung gehen!
Also schlage ich vor uns schnellstens eine Spülmaschine zu kaufen, damit wir beide uns nicht mehr mit dem Abwaschen quälen müssen.
Ach übrigens, wenn ich mal wieder nicht den Abwasch mache, werde nicht sauer, du musst mich auch verstehen. Ich habe nämlich auch viel zu tun – z.B. Schule, Freunde Treffen, Sport und schlafen, aber selbstverständlich opfer ich für den Abwasch ab und zu mal meine Zeit.

Zum Ende muss ich den Lesern unbedingt 2 kleine Geschichten erzählen:

An eurer Schlafzimmertür haben wir ein Poster hängen, wo eine leichtbedeckte Frau Yoga -Übungen macht. Jedes mal, wenn ich Besuch bekomme und einer meiner Freunde das Poster sieht, werde ich gefragt: „Sind das Sexstellungen?“ Das ist mir immer RICHTIGGG PEINLICH.

Jetzt kommt die zweite Geschichte, die mir noch peinlicher ist, als die andere. Eine gute Freundin war bei mir zu Besuch, wir unterhielten uns, alles war gut – bis zu dem Moment, als pötzlich jemand (Papa) im Wohnzimmmer trommelte und komische Sing- und Heulgeräusche machte. Das war mir so mega peinlich, meine Freundin macht sich bis heute darüber lustig. *

Mama, ich wünsch Dir und allen anderen Frohe Weihnachten

PS. Stell dich drauf ein, dass es bald eine Party bei uns geben wird

* Der Papa macht eine Schamanenausbildung. Anmerkung der Redaktion 😉

Das Muttertier mit seinem Pubertier…

…ihr könnt erahnen, wie die beiden
zueinander stehen…

Danke Clara, für Deine Idee und
Deinen tollen Beitrag…großes Kino!
Oppa Jupp hätte Euch beiden
Schönheiten geliebt.

Kerstin, die Claras Text 1 zu 1
übernommen hat…

LEBEN MIT DEM PUBERTIER – Teil 2

Leben - mit dem Pubertier copy

Und dann ist da noch das Thema ums abendliche rausgehen und woanders schlafen.

Das Pubertier ist 16 Jahre und darf, laut Gesetzgeber bis 24 Uhr draußen bleiben. So weit so gut! Ich bin großzügig und lasse sie auch mal bis 1 Uhr durch Hamburg streifen – ich kann mich noch gut an die Diskussionen mit meiner eigenen Mutter erinnern und an das Feilschen um jede Minute länger. Auch das Übernachten bei Freundinnen lasse ich gerne zu, denn mir ist es lieb, wenn die „jungen Erwachsenen“ nicht alleine durch die dunklen Straßen laufen. Nun ist es aber inzwischen so, dass ich viele ihrer Freundinnen gar nicht mehr kenne, geschweige denn deren Eltern – so wie früher als die Pubertiere noch mit Barbies spielende Kinder waren. Dennoch: ich hatte mich dafür entschieden meinem Pubertier zu vertrauen.

Irgendwann bin ich dann doch etwas stutzig geworden, als sie bei XY geschlafen hatte und morgens um 9Uhr bei uns auf der Matte stand, weil es bei XY kein Frühstück gab.

Ich beschloss in Zukunft etwas gezielter nachzufragen, wenn es mal wieder um aushäusige Übernachtungen bei einer der vielen Freundinnen ging.

An einem der letzten Wochenenden machte ich daraufhin folgende Erfahrung, die ich euch in chronologischer Reihenfolge weiter geben möchte:

Freitag Abend 18Uhr: Das Pubertier eröffnete mir, sie wolle zu einer Party und bei Julia (Name von mir geändert) schlafen, weil Julia nicht weit entfernt von der Party, die am entgegengesetzten Ende von Hamburg stattfand, wohne. Ich schlug vor Julias Eltern anzurufen, worauf ich einen ziemlich erstaunten Blick erntete und die Aussage, sie würde mir später deren Nummer schicken.

Kurze Zeit später, es war 19 Uhr, war das Pubertier voll durchgestylt verschwunden.

Um 20 Uhr bekam ich eine Nachricht mit einer Handynummer, die ich anrief und mit einer Mailbox verbunden wurde.

Um 21 Uhr erhielt ich einen Anruf vom Pubertier, das mir erzählte, es würde nun doch nicht bei Julia übernachten, sondern bei dem jungen Mann, bei dem die Party stattfinden sollte. Worauf hin ich vorschlug, dann eben dessen Eltern anzurufen. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon mehr als überrascht, welche Wendungen dieser Abend genommen hatte und wie flexibel das Pubertier doch bezüglich Übernachtungsmöglichkeiten sein konnte. Dies brachte ich auch zum Ausdruck und meine Tochter befand, ich würde doch etwas übertreiben und ziemlich „rumstressen“.

Wieder wenig später –um 21.20 Uhr – bekam ich einen Anruf vom Pubertier, in dem es hieß, derjenige welcher würde in einer Jugendwohnung leben und feiern und es gebe gar keine Eltern mit denen ich mich in Verbindung setzen könne.

Uuuuups!!! Langsam wurde ich ein wenig ungeduldig und zweifelte stark an der Verlässlichkeit diverser vorheriger Aussagen und versuchte meiner Tochter näher zu bringen, dass das problematisch für alle weiteren Entscheidungen sein könnte.

Das Pubertier völlig entrüstet, schlug vor, ich könne mit ihrem besten Freund sprechen, der auch dort übernachte und auf sie aufpassen könne und würde. Ich atmetete tief durch und willigte ein. Allerdings sollte ich mich noch ein wenig gedulden, weil  sie noch gar nicht mit ihrem besten Freund unterwegs war und sie könnten sich erst um 24 Uhr (=Beginn der Party, weil „vorher ist da eh nix los“) melden. Ich überprüfte meine Verständnisfähigkeit und verglich die Uhrzeit mit meinem natürlichen Biorythmus und sagte ihr, dass 24 Uhr, zu spät sei. Nach einigem Hin und Her und der Idee Sprachnachrichten zu senden, die ich mir am nächsten Morgen anhören könnte, war ihr bester Freund wenig später (22.15 Uhr) dann doch zu Stelle und versicherte mir, dass er gut auf mein Wertvollstes aufpassen würde und ich ließ die Kinder und mich zur Ruhe kommen.

„Puh“ mögt ihr euch vielleicht an der Stelle denken; das ist schon grenzwertig und vielleicht hätte der eine oder andere Elternteil das Pubertier schon lange vor 22.15 nach Hause diktiert. Aber ich habe das Gefühl, in diesem Chaos haben wir beide viel gelernt, was Zulassen, Zumuten und Vertrauen angeht.

Wir konnten dann auch am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück um 10Uhr (jetzt konnte ich mir auch vorstellen, warum es so häufig kein Frühstück gibt)  darüber sprechen und uns über unsere jeweiligen Sicht – und Emfindungsweisen austauschen. Und ich glaube tatsächlich, bei ihr ist angekommen, dass es mir darum geht, offen und ehrlich miteinander zu sein. Auch wenn das für sie vielleicht heißt, ein „Nein“ von meiner Seite zu riskieren (denn das war ihre größte Befürchtung).

Und dass das für mich vielleicht heißt, nicht immer ganz genaue Angaben darüber zu haben, wo und bei wem Partys stattfinden oder (viel schlimmer) sogar, was dort stattfindet, sondern ihr einfach zu vertrauen.

Letztendlich muss sie ihre eigenen Erfahrungen machen – wie auch wir alle unsere machen mussten, um zu verantwortungsvollen Menschen heranzureifen. Aber den Rahmen, den ich noch 2 Jahre vorgeben darf und vielleicht sogar muss, sollten wir unter anderem mit Respekt und Ehrlichkeit füreinander füllen.

Das hat auch das Pubertier verstanden. Zumindest erhalte ich seither etwas genauere Angaben und auch Auskunft über spontane Veränderungen an den Abenden, an denen meine geliebte, junge heranwachsende Tochter unterwegs ist.

Es ist und bleibt spannend in unserem pubertierischen Zusammenleben! Und stellt mich immer wieder vor die Frage, wie würde ich  im pubertierischen Dschungel ohne Yoga überleben?
Auf jeden Fall weniger entspannt und gelassen!

Bis bald

Daniela

 

 

LEBEN MIT DEM PUBERTIER – TEIL 1

Leben - mit dem Pubertier copy

…oder was vom Leben übrig bleibt..

Es wird mal wieder Zeit euch vom Pubertier zu berichten .Von den täglichen Herausforderungen und Freuden einer Yogini, einem Großstadt-Schamanen und eben dem Pubertier – der Tochter von Beiden.

Und von gefühlt schon Äonen andauernden innerpsychischen und ausagierten pubertären Zuständen einer Sechzehnjährigen.

Aber Pubertiere bleiben ja nicht ewig im Stadium von totaler Bockigkeit, Launenhaftigkeit und Verwirrung ( wovon wir hoffend ausgehen! ) und werden, wie ich beim letzten Elternabend der neuen 11. Klassen der Stadtteilschule vernommen habe, nun als „junge Erwachsene“ bezeichnet. (Uuups! Meinen die damit all die kleinen Monster, die sich bisweilen zu Hauf im Zimmer unserer Tochter stapeln, unsere Tochter selbstverständlich mit gestapelt.)

Junge Erwachsene! Diese Bezeichnung macht ganz schön was her! Sie impliziert vor allen Dingen auch ein gewisses Maß an Verantwortung und Selbsterkenntnis. Und ich ertappe mich dabei, dass ich auf Spurensuche gehe, in welchen Situationen mit dem Pubertier ich diese Eigenschaften erlebe.

Wenn ich mir dann unser Zusammenleben so anschaue, wäre da zum Beispiel die Sache mit dem Abwasch. Wir haben tatsächlich keine Spülmaschine im Haus und waschen das Geschirr per Hand. Also vor allem WIR- Yogini und Großstadtschamane-in achtsamen, wassersparenden und meditativen Bewegungen. Und in meiner Vorstellung könnte das Pubertier wenigstens ihre Schüssel morgens abspülen oder die Gläser, die sie- Tage später nach Gebrauch – aus ihrem Zimmer räumt. Sie darauf anzusprechen ist aber gar nicht so einfach! Bin ich ruhig und gelassen, bekomme ich entweder keine Antwort oder ein mürrisches Knurren zurück, was so viel heißen soll wie: „Nerv mich nicht!!“.
Verlassen mich in einem Moment der Verzweiflung alle guten Geister und ich bin fordernd bis angriffslustig, kann es durchaus mal zum Streit zwischen uns kommen und das Pubertier kontert mit achselzuckender Miene, ich solle nicht ständig mit der gleichen Leier kommen und  sie wisse schon was zu tun sei, aber sie hatte es – wie so oft -echt eilig und musste – wie so oft – echt  schnell los. Immerhin kann ich also davon ausgehen, dass sie zu den Treffen mit ihren Freundinnen pünktlich und zuverlässig erscheint!  Das spricht durchaus für die Qualitäten meines Pubertieres. Immerhin!

Dennoch: Zumindest am Wochenende und in den Ferien, wünsche ich mir, dass ein Zeitfenster zwischen im Bett Serien gucken, telefonieren und Nachrichten schreiben etc.,  dem sehr sorgfältigem Schminkprozedere und dem Verlassen der Wohnung,  einige wenige Minuten für den  Abwasch eingeplant werden könnte. Wenn das absolut nicht machbar ist, (okay, wir wollen nicht zuviel verlangen!!) wenigstens: nasses Handtuch zurück ins Badezimmer bringen, anstatt es aufs Bett zu werfen und die leere Milchtüte in den Abfalleimer werfen, anstatt sie zurück in den Kühlschrank zu stellen. Wie schön wäre es, an dieser Stelle ein wenig mehr von der Verantwortung, die ein junger Erwachsener erreicht haben könnte, zu spüren!!!

Aber an der Stelle stehen wir (noch) nicht ! Jaaa, das Leben mit Pubertieren hat etwas von Sisyphos und seiner Arbeit ( wer in der pubertierischen Seifenoper nun Sisyphos und wer der Stein ist, bleibt der Betrachtung jedes Einzelnen überlassen ) und lässt mich manchmal daran zweifeln, ob wir überhaupt eine gemeinsame Sprache sprechen und lässt mich in Erwägung ziehen, dass es vielleicht so etwas wie pubertäre Amnesie gibt – zumindest was elterliche Abmachungen angeht . Gerade gehört und schon vergessen. Im Nebel der vielen coolen Serien, Partypoints, Verabredungen,Mode- und Kosmetiklabels versunken.

Fakt ist, ich gebe nicht auf – was bleibt mir auch anderes übrig, wenn ich möchte, dass mein Pubertier ein verantwortungsvolles Wesen im Sinne eines jungen Erwachsenen wird?! (Wovon ich im tiefsten Inneren überzeugt bin!)

Den Kopfstand habe ich auch nicht an einem Tag gelernt und Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Und das Wissen darum, dass wir mit all dem nicht allein sind, dass auch tiefenentspannte Yoga Freunde aus Hamburg, das gleiche durchmachen müssen, lässt die Hoffnungsflamme immer weiter lodern.

In diesem Sinne,

alles Liebe und bis bald, wenn es wieder heißt:

Pubertiereltern am Rande des täglichen Zusammenbruchs

Eure Daniela

 

OPENMINDYOGA Hamburg, Yoga, Entspannung, Meditation, Blog, Pubertier

Vorsicht! Ahnungslose Pubertiere mit Aufschriften auf Pullis, die sie nicht verstehn, sind los!! Freie Übersetzungshilfe für alle: Namaste-„mein Licht grüßt dein Licht“ usw.

Immer schön flauschig bleiben!

 

PUBERTIERISCHER GEBURTSTAG

BLOG Hamburg Pubertierischer Geburtstag

BLOG Hamburg Pubertierischer Geburtstag

Ich möchte euch, wie versprochen und angekündigt, von dem Geburtstag erzählen,

an dem wir als Eltern erstmalig und offiziell ausgeladen waren. Es begab sich also zur Sommerzeit und das Kind sollte in wenigen Wochen 15 Jahre alt werden. Höchste Zeit um die erste Party zu feiern!

Der Wunsch ist durchaus verständlich und nachvollziehbar, allerdings mussten wir vorher noch einiges klären:

1. Was heisst „Party feiern“ und wo soll diese stattfinden? Für unsere Tochter war ganz klar, dass die Party ohne uns, aber bei uns zu Hause stattfindet. Also sollten wir uns einen aushäusigen Schlafplatz suchen und dann am darauf folgenden Morgen (am besten mit Brötchen) wieder kommen. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, fanden wir die Idee nicht akzeptabel und haben ihr schonend beigebracht, dass es für alle Beteiligten das Beste wäre, wenn wir nur einen Teil des Abends woanders verbringen würden. Nach langen Verhandlungen hatten wir uns darauf geeinigt, den Abend bei Freunden zu verbringen und so um 24.00h nach hause zukommen, um dann schnurstracks im Schalfzimmer zu verschwinden und nicht mehr raus zu kommen.

Nächster Punkt: wie viele Partygäste durften zu uns kommen und wieviele davon  bei uns schlafen? Das Pubertier kam auf 15 Gleichgesinnte, die praktischerweise alle bei uns schlafen sollten. Daraufhin sind wir gemeinsam alle Schlafplätze, ausgenommen das elterliche Ehebett samt Schlafzimmer, unserer 60m2 Wohnung durchgegangen und uns auf 8 Plätze geeinigt.

Und schließlich kamen wir zum wichtigsten Punkt: Das Pubertier fragte welchen Alkohol es geben sollte? Unsere Antwort: GAR KEINEN! Schließlich wirst Du 15 und das Alkohol trinken ist per Gesetz für dich und Deine Freunde verboten!

Das stieß auf totales Unverständnis und ich muss zugeben, dass ich dann sogar überlegt habe, ob man nicht eine Flasche Sekt ( ich erinnerte mich an meine ersten Erdbeer-Sekt-Erfahrungen) spendieren könnte. Dummerweise habe ich diesen Gedanken dann auch laut ausgesprochen, woraufhin das Pubertier selbstverständlich und ohne eine Spur von Scham meinte, sie würde doch lieber Wodka haben. Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich baff, sprachlos und später ziemlich amüsiert der Unterhaltung nachspürte.  Schlagartig wurde mir aber auch klar, dass die „Kinder“ so oder so Alkohol trinken würden, aber eben ganz bestimmt nicht mit unserer Unterstützung. Außerdem überdachte ich noch einmal Punkt 1 bzgl. unserer Heimkehr.

Nach reiflicher Überlegung und einigen Gesprächen mit meinem Stefan, der beruflich viele Erfahrungen mit Jugendlichen macht, haben wir uns dafür entschieden, (wie so oft) Vertrauen zu haben.

Und nun seit ihr bestimmt gespannt, ob das Vertrauen missbraucht wurde und die Wohnung noch steht?

Wir sind dann tatsächlich mit einem guten Gefühl im Bauch um 24.30h nach Hause gekommen und haben die Partypeople deutlich sprechend, gerade aus schauend und trotzdem oder gerade deshalb in guter Stimmung vorgefunden. Allerdings sind wir dann auch schnell ins Schlafzimmer verwiesen worden und sollten, wie besprochen, so schnell nicht wieder raus kommen. Allerdings konnten wir jedes Wort aus dem Nebenzimmer verstehen und vor allem die Musik mehr als deutlich hören . Das war einerseits sehr amüsant, andererseits sehr schlafraubend. Also haben wir dann um 02.30h per WhatsAp um Ruhe gebeten und um 05.00h über den gleichen Sender alle ins Bett geschickt. Die Nacht war also für alle kurz, aber erfolgreich! Zumal sich auf unserem Balkon noch zwei weitere Schlafplätze gefunden hatten, wie wir am nächsten Morgen feststellen konnten.

Stefan und ich haben dann, wie schon lange nicht mehr, im Bett gefrühstückt und die Kids im Wohnzimmer. Danach haben dann alle gemeinsam aufgeräumt und sauber gemacht, es wurden große Mülltüten mit seltsam klirrendem Inhalt entsorgt und gegen Mittag haben wir dann die letzten aus unserem wiedereroberten Reich vertrieben. Stefan und ich haben dann noch ein wenig nachgebessert, was das Saubermachen angeht und dabei einige verdächtige Flaschendeckel mit russisch klingenden Namen gefunden und stillschweigend weggeworfen.

Wir waren nach dieser Party sehr zufrieden mit unserem Pubertier, denn alles in allem war es eine absolut angemessene Feierei für unser Empfinden und so haben wir ihr auch gleich angeboten , gerne wieder eine Party zu machen. Das Pubertier lehnte aber dankend ab, denn immerhin war es für sie schon ziemlich anstrengend als Gastgeberin und Verantwortliche den Laden zu schmeißen… Das müsse man nun nicht jedes Jahr haben! Nun gut, das ist uns natürlich auch recht und nun steht bald der 16. Geburtstag an und ich bin gespannt, was sie sich diesmal ausdenkt..

Also mit besten Grüßen an alle Pubertiere und die, die sie großziehen

eure Daniela

 

 

DAS PUBERTIER

OPENMINDYOGA Hamburg Blog, Daniela Dragan, Das Pubertier

Noch nie vom Pubertier gehört?

Klingt fremdartig, mutiert und irgendwie unberechenbar?!? Jaaah, die Richtung stimmt!

Das Pubertier ist kein Mythos – keine Legende. Ich weiß das! Denn Eins davon wohnt bei mir! Ich möchte euch heute von meinem Pubertier erzählen – vielleicht kommt es euch ja bekannt vor?

Für mich ist es das Größte am Wochenende, gleich nach dem Aufstehen, vom Bett auf die Matte zu verschwinden und dort den Tag mit genüsslichen Pranayamas und Asanas zu beginnen. So auch letzten Sonntag und als ich gerade für die Endentspannung die Augen schließe und gefühlt einige Zentimeter über dem Boden schwebe, wacht das Pubertier mitsamt seiner Musik auf. Shakira´s „Wherever Whenever“ beschallt mein Shavasana, die heilige Endentspannung, und ich atme die Musik aus, atme sie ein – und atme sie wieder aus – lasse sie vorbei strömen, bleibe ganz bei mir und auf meiner Matte und… NEIN! So einfach ist es leider auch für eine Yogini nicht. Mein Adrenalinspiegel steigt ungefähr im gleichen Maße, wie meine Halsschlagader anschwillt. Nämlich gewaltig!

Trotzdem versuche ich das Beste daraus zu machen und den verkorksten Yoga-Abschluss noch einigermaßen würdig zu beenden; doch ein dreimaliges OM zum Ende, will einfach nicht zu Beyonce´s „Halo“ passen. Ich folge der Musik und finde das Pubertier (es ist weiblich) bei ihrer morgendlichen Dusche im Badezimmer, zu der sie selbstverständlich Handy und Lautsprecher mitgenommen hat.

Ich teile ihr freundlich, aber bestimmt mit, dass während meiner Yogapraxis bestimmte Musik störend ist und sie doch bitte darauf achten möge. So wie schon mehrmals erwähnt! Meine Halsschlagader will einfach nicht abschwillen. Das Pubertier schaut mich entgeistert an und zieht die dunkel gefärbten Augenbrauen zueinander:
„Was kann ich dafür, wenn ich duschen muss?“
Das ist natürlich ein entwaffnendes Argument und bevor ich aus meiner Verblüffung aufgewacht bin, hat sie sich auch schon wieder wichtigen Textnachrichten auf dem Handy zugewandt. Wie heißt es auf unserer Homepage so schön? Es gibt nur einen Weg! Meinen?

So ein Pubertier in seiner Hochphase ist genaugenommen allein auf der Welt und mit ihr unter einem Dach zu leben, sollte eine Ehre sein und… wieder NEIN! Soviel Verständnis kann nicht sein und wenn es nicht so dreist wäre, ist es eigentlich nur unglaublich witzig und wahrscheinlich nichts anderes, als mit mir damals vor 25 Jahren.

Tja, wie sollen wir mit diesem Hormonwunder von wachsendem Kind umgehen? Auf laute Diskussionen einlassen? Die in Machtkämpfen enden? Oder mit yogischer Gelassenheit diese Phase hinnehmen, darauf hoffen dass sie schnell vorüber geht und schauen, dass die dreisten Aktionen nicht über Hand nehmen?

Das muss wohl jeder für sich, situativ und individuell entscheiden. Ihr habt bestimmt andere Erfahrungen mit den Heranwachsenden gemacht! Jedes Pubertier ist anders und es gibt keine Patenrezepte! Ich möchte auch gar keinen Ratgeber schreiben, sondern euch vielmehr mit kleinen, meist amüsanten Geschichten aus meinem Familienalltag unterhalten.

Ich fahre ganz gut damit, ein Gleichgewicht zwischen strenger und gleichmütiger Aufmerksamkeit dem „Kind“ gegenüber herzustellen. Und spätestens wenn sie mit Bauchschmerzen nicht in den Schlaf findet und zu uns ins Bett krabbelt und sich an mich kuschelt ist es wieder so, wie damals vor 15 Jahren, als dieses kleine unschuldige Etwas in meinen Armen lag.

Nun denn, diese Zeiten sind vorbei, da mache ich mir gar nichts vor und mir bleibt nichts weiter übrig, als staunend dem Wandel der Zeit zuzuschauen! Ganz deutlich in Form meiner Tochter!

Es ist spannend, lehrreich (ich sag nur Umgang mit Emotionen!) und meistens, vor allem im nach hinein, wenn die Halsschlagader wieder auf ihr natürliches Volumen geschrumpft ist, ziemlich witzig.

Freut euch auf „die erste Geburtstagsparty ohne Eltern“ und was sonst noch vor uns liegt…Steigerungen sind möglich… (waren wir nicht alle mal Pubertiere und erahnen, was da noch kommen kann…? 😉

In diesem Sinne, es ist und bleibt spannend! Und lehrreich, wenn man in der Lage ist, von der Tellermitte wegzutreten und hinzuschauen,

bis bald, Eure Daniela