…oder es kommt immer auf die Perspektive des Betrachters an
…und was hat all das überhaupt mit Yoga zu tun. Lange liegt der letzte Blogeintrag zurück… und nach wie vor gibt es weder Telefon noch Internet bei mir auf dem Land in Neverstaven, was die Sache mit den virtuellen Geschichten eindeutig erschwert. Habt Geduld! Wie auch ich lernte, sie haben zu müssen. Es wird sich ändern. Licht am Ende des unermesslichen Telekom-Tunnels ist zu sehen…
Oppa Jupp habt ihr schon kennengelernt. Und seine Frau, Mutter Mary, meine Oma, bzw. Omi auch. Und Hättwisch, meine Mutter – die mit der orangenen Stehlampe… (Sie ärgert sich gerade jetzt, wenn sie das liest. Darüber, dass ich nichts Netteres über sie schreibe und sie Hättwisch nenne. Aber Hättwisch, Du weißt wie es gemeint ist, oder?)
Jedenfalls – es da gab es noch jemanden im Haus. Omma!
Omma Margarthe! Das war die Mutter von Oppa Jupp. Die war steinalt – sie war kurz vor 90. Omma hatte vier Zähne, lange graue Haare, von Mutter Märy täglich geflochten und zu einem imposanten Dutt hochdrapiert. Sie war die Patriarchin unserer Familie. Und thronte in einem geflochtenem Armlehnensessel – immer an der gleichen Stelle am Fenster sitzend – über ihrem Reich. Ihr Reich, das war ihr Zimmer und das Haus, der Garten und die Menschen, die sich dort aufhielten. Die Menschen waren wir. Ein Teil von Ommas Familie.
Der andere Teil lebte im Haus gegenüber oder sehr weit weg. In Düsseldorf. Für mich waren die 40km nach Düsseldorf als Kind jedes Mal eine Weltreise, wenn es Sonntags zu Tante Grete ging. Grete war die Schwester von Oppa Jupp und auch eine ganz Tolle. Und wiederum ihre Familie war auch ziemlich toll.
Diese Besuche waren trotz all der netten Menschen SCHRECKLICH!!! Eine meiner persönlichen Kinderkatastrophen. Zu diesem Besuchszweck wurde ich nämlich in ein Kleidchen gesteckt – was nie ohne lautstarkes Brüllen meinerseits geschah.( Wenn ich damals schon gewusst hätte, dass es einen Kinderschutzbund gibt, ich hätte dort mit wehenden Fahnen Einzug gehalten … ) Ich liebte meine Hosen, die auf meinen Ausflügen dreckig werden konnten, mit denen man auf Bäume klettern konnte, durch Maisfelder streifen konnte, auf dem Hosenboden in verbotene Kiesgruben rutschen konnte, an denen man sich die dreckigen Finger abwischen konnte … und all die anderen tollen Sachen, die man eben mit Hosen machen konnte, ohne sie Schaden nahm. All das konnte man in einem Kleidchen nicht!
Es war zudem verboten.
Aber zurück zu Omma. Zu Omma Margarethe – von der ich eigentlich erzählen wollte. Als Kind schnappte ich mehrfach auf:
Die Omma hat Haare auf den Zähnen!
HUCH!!!!! Was war denn das? Haare auf den Zähnen? Das war mir eigentlich nie aufgefallen. Aber ich wollte der Sache unbedingt auf den Grund gehen. So versuchte ich Omma jedes Mal, wenn sie sprach, auf die vier verbliebenen Zähne zu gucken. In meiner kindlichen Phantasie erwartete ich vier Dinger in ihrem Mund zu sehen, die aussahen, wie Barba-Bo (das war der kleine, schwarze pelzige Barbapapa-Spross).
Aber ich konnte keine Haare nirgends nie entdecken. Sie hatte ganz normale Zähne – auch, wenn es nur vier waren.
Das, was die Erwachsenen sagten, blieb mir, wie so oft, ein Rätsel.Und tut es heute noch…
Dass sie kein einfacher Mensch war und dass sie dem einen oder anderen Familienmitglied das Leben nicht eben leicht gemacht hat, das weiß ich heute. Als Kind wusste ich es nicht. Ich habe sie geliebt. Sicherlich auch, weil ich den Urenkelinnenbonus genoss. Wenn ich mir bei einer quengeligen Bitte ein eindeutiges NEIN durch alle anderen familiären Generationsinstanzen abgeholt hatte, war Omma IMMER die jenige, die JA sagte. Und Ommas Wort war halt Gesetz. Also war Omma entscheidend wichtig für mein kleines Abenteuerinnenleben. Noch heute habe ich Ihre Worte in den Ohren: Nu losst dat Kink doch! (Nun lasst das Kind doch!) und mit einem Augenzwinkern zu mir gewandt sagte sie jedesmal: Wenn de ens so alt bis wie isch, denkste ens an misch. Nun bin ich gerade mal halb so alt wie Omma und denke nicht nur „ens“an sie, sondern oft.
Aber was hat das alles mit Yoga, Yoga in Hamburg Entspannung oder Meditation zu tun?
Na ja – ganz schön viel. Wer sich ein wenig tiefer mit Yoga, der philosophischen Wissenschaft dahinter und den alten Schriften beschäftigt hat, der wird erkennen, welche Vrittis hier am Werk waren… ;-). Aber das würde an dieser Stelle zu weit führen…
In diesem Sinne, bis ganz bald,
Kerstin
Links versteckt sich Omma hinter einem Haselstrauch, rechts versteckt sich Mutter Mary hinter selbst gepflückter Petersilie und in der Mitte versuche gerade mal wieder über einen Zaun zu klettern…