DIE WÜSTE, DIE STILLE…

 

Die Wüste, die Stille... OPENMINDYOGA Hamburg Blog,Foto: Kerstin Hilgers
…die Leere, die Lehre und das Chaos um die Wüste drumherum…

Lange gab es keinen Blogeintrag von mir. Das hatte zwei Gründe. Zwei Schwerwiegende! Und wenn man es genau nimmt – eigentlich Drei. Und viele A-Punkt, B-Punkt, C-Punkt… Unterpunktgründe!

Zum Einen bin ich von der Stadt aufs Land gezogen und jeder der schon mal umgezogen ist, weiß, dass Umzüge per se das Leben an sich ziemlich durcheinanderbringen. Man könnte den ganzen Vorgang mit einem mittelschweren Erdbeben vergleichen. Tektonische Erdplattenverschiebungen kündigen das große Beben, in Form von Kartons packen, ausmisten, alte Wohnung Übergabe tauglich zu gestalten, neue Wohnung renovieren…, an –

dann kommt das Beben selbst

–der Tag des Umzugs – die Erschütterung sitzt auf allen Ebenen tief und dann geht´s los mit Nachbeben – in unterschiedlich messbarer Höhe auf der Richterskala: Möbel aufstellen (großartig, wenn passend für das neue Zuhause vorhanden!), feststellen, dass vorhandene Möbel trotz sorgfältigem Ausmessens dann doch einfach nicht passen. (Großer Schrank erschlägt kleines Zimmer, kleines Vertiko geht im großen Raum verloren…), Kisten auspacken (feststellen, dass Dinge, die man jahrelang mit sich rumschleppte und nie brauchte, immer noch nicht brauchbarer geworden sind, feststellen, dass Dinge, die für praktisches Handling in jeder Hinsicht fehlten, immer noch fehlen…usw.) und dass die Mühlen der Telekom auf dem Land noch langsamer mahlen, als in der Stadt. Schnecke in Zeitlupe wäre eine gute Metapher für die Tatsache, dass der im November beantragte Anschluss ans Netz immer noch ins Leere läuft… aber sowas gehört eben dazu, wenn man sich Entschleunigung wünscht…

Dann habe ich mich nach kurzem Ringen entschieden in die Selbstständigkeit zu gehen…. Was eher für innere als äußere Beben sorgte. Kann ich das? Will ich das wirklich? Bin ich gut genug? All die Fragen, die sich die meisten von uns in solchen Situationen stellen und erstaunt feststellen, wie viele Schweinehunde und Falltüren Psyche und Unterbewusstsein für uns bereithalten.

Aber bevor ich mich für diese beiden Dinge entschieden habe, hatte ich für eine Wüstentour in die Sahara zugesagt. Die Menschen, die mich kennen, wissen, was die Wüste für mich bedeutet.

Bisher habe ich nur zwei Meinungen zur Wüste gehört- völlige Leidenschaft oder totale Ablehnung. Ich gehöre zur ersten Kategorie… Völlige Leidenschaft und Liebe mit Suchttendenzen.

Du willst in die Wüste???Ist das ein Scherz???. Schrieb mir eine Freundin erstaunt entrüstet. Wüsten sind keine Scherze! Wüsten sind verwaiste Landstriche auf diesem Planeten, in denen man in der Regel kaum Menschen begegnet und wo schon mal Ginsterbüsche in Flammen stehen, die einem Offenbarungen liefern! Nämlich! Und da zieht es mich hin! Ich war vor fünf Jahren das erste Mal mit Freunden dort – ich Frischling, die anderen alte Wüstenfüchse – und es war ein gigantisches Erlebnis. Wenn Ihr denkt, auf dem Land ist es still – Pustekuchen – im Vergleich bietet ein laues Landlüftchen ohrenbetäubenden Lärm, verglichen mit der Stille einer Nacht in der Wüste. Da hört man NICHTS! GAR NICHTS!!! Der erste Impuls: OH GOTT, ICH HAB NEN HÖRSTURZ!! Und dann lauscht man ganz angestrengt, weil das so unbekannt ist „NICHTS“ zu hören und plötzlich sind sie da…die Geräusche. Als erstes hört man das eigene Blut in den Ohren pulsieren – erst ein leises Rauschen, das langsam zu einem Tosen anschwillt . Und dann hört man IHN. Den eigenen Herzschlag, Dumm-Dudumm-Dumm-Dudumm, erst ein sanftes gleichmäßiges Trommeln in der Brust, das schließlich als machtvoller Donner immer und immer wieder im ganzen Körper hallt. DUMM-DUDUMM-DUMM-DUDUMM…

ÜBERWÄLTIGEND!

Nach Abklingen der ersten Panikattacke, stellte sich bei mir ein Gefühl der Glückseligkeit ein. Das Gefühl zu leben. Die Dimension Leben zu erfahren. Mit allem verbunden zu sein. Eins zu sein. Ewig. Und dieses Gefühl hat mich seit dem nicht mehr losgelassen. Es begleitet mich auf all meinen kosmischen Reisen durch das alltägliche Überall. Aber am deutlichsten spüre ich es in der Stille der Sahara…

Es gäbe noch so unendlich viel aus der Wüste zu erzählen. Von den beeindruckenden Begegnungen mit Nomaden, unbeschreibliche Augenblicke…von diesen wunderbaren Menschen, die uns so viel spiegeln in ihrem einfachen Sein…

Von der Begegnung mit der Hornviper auf einem kleinen Tafelberg. Und dem kurzen Gedanken an den Kleinen Prinzen…

Von den Abermillionen feinen Sandkörnern, die sich wie die Panade eines vegetarischen Schnitzels auf deiner Haut niederlassen…

Vom Klappspaten, verbrennendem Klopapier und dem einsamen Gang an den Ort, der in der Wüste keine Tür hat…

Von Skorpionen, die sich genau unter dem Stein aufhalten, den du als Mitbringsel für Deine besten Freunde ausgewählt hast und du dich fragst, warum dir das Zeichen der Transformation ausgerechnet jetzt begegnen muss…

Von freilebenden Dromedaren, die hinter jeder Düne lauern und dich anstarren, als hätten sie Barbra Streisand beim Nordik Walking erwischt…

Von den Meditationen bei Sonnenaufgang auf der höchsten Düne und dem flüsternden Ginster…

Vom Yoga bei Sonnenuntergang mit harten Outdoor-Kerlen, die ganz weich werden…

Von…da gibt es noch so viel zu erzählen! Aber nicht jetzt – denn sonst würde aus einem Blog-Beitrag ein ganzer Roman…

DIE WÜSTE; DIE STILLE... OPENMINDYOGA,Hamburg,Foto:Kerstin Hilgers

           In diesem Sinne!Bis ganz bald!

           alles Liebe, Kerstin

           Und nicht zu vergessen: OPPA JUPP! Der hat zu all dem auch noch was zu sagen!

           Lasst es Euch gut gehen und wann immer ihr die Chance bekommt,

           die Wüste  zu    erleben – NUTZT SIE! Sie wird euch berühren!

8 Antworten auf „DIE WÜSTE, DIE STILLE…“

  1. huhu kerstin!
    das ist ja mal wieder wundervoll geschrieben.
    Obwohl du mir von dem wüsten-trip erzählt hast habe ich gebannt gelesen! du fesselst mich jedesmal auf´s neue mit deinen erzählungen! ich freue mich immer sehr darauf!!
    fein das denn alles gut gegangen ist mit dem umzug.
    bis ganz bald hoffe ich!
    <3

    1. Liebe Niki,
      auch wenn wir uns lange nicht gesehen haben, wir sind in ständiger Verbindung! Immer und wahrscheinlich davor schon ;-)). Bis ganz bald auf der schönen Holzbank auf dem Land! Kuss

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